Das Musikprogramm der Tour 2013

Das Programm der Tour wird, wie jedes Jahr, vom Orchester speziell zusammengestellt, um die Besonderheiten der Region, aus der das Orchester kommt, besonders herauszustellen. Jede Region in China hat ihre eigene Musiktradition mit unterschiedlichen Klängen und Inhalten. In diesem Jahr stammt das Orchester aus der Provinz SHAANXI aus deren Hauptstadt XIAN, die durch die berühmte Terrakotta-Armee bekannt ist. Die Provinz wird beherrscht durch den Wei-Fluss, der von West nach Ost durch die Provinz fließt und im Osten in den Gelben Fluss mündet, der die Ostgrenze der Provinz darstellt. Drei Viertel der Bevölkerung lebt am Wei-Fluss. Im Norden befindet sich eine fruchtbare Löss-Hochebene, die aber durch die kalten Winter trotz des fruchtbaren Bodens ein eher ungemütliches Klima hat. Im Süden befindet sich ein Gebirge, das das karge Hochebenen-Klima vom tropischen Südklima trennt. Diese geografischen und klimatischen Besonderheiten drücken sich auch in der Musik aus.

  • Kuenstler des Programms

    Der erste Teil

     

    1 - Das Chang An Feuer

    Chang An, das bedeutet auf deutsch „Langer Friede“. Die große Straße Pekings, die die Stadt von West nach Ost durchschneidet und vor der Verbotenen Stadt und dem Platz zum Tor des Himmlischen Friedens vorbeigeht, heißt „Chang An Boulevard“ und bezieht sich damit auf den alten Namen der Provinzhauptstadt XIAN, und das "Feuer" ist das Brennen der Herzen in ihrer Sehnsucht.
    Die Sehnsucht nach langem Frieden ist in China besonders groß, denn es gab in der Geschichte nur wenige Epochen, die dauerhaften Frieden gewährten und dabei aber große kulturelle Leistungen hervorbrachten.
    So drückt dieses Stück das Sehnen der Menschen nach einem glücklichen Leben in sorgenfreier Zukunft eines Langen Friedens aus. Und wie eine Metapher für den Beginn eines solchen Lebens wird das chinesische Frühlingsfest, der Beginn des Neuen Jahres also, als Anlass genommen, mit seinen Feierlichkeiten diese Sehnsucht Wirklichkeit werden zu lassen. Damit ist dieses Stück ein wahrlich gelungener Einstieg zum Beginn des chinesischen Jahres der Schlange.

    2 - Die schoene Landschaft von Jiaocheng

    Dizi Solo

    Jiaocheng ist eine Stadt in der Provinz Shaanxi. Die Landschaft ist eine fruchtbare Löss‐Hochebene mit einem überwältigenden Ausblick. Die Musik ist eine Beschreibung der Eindrücke dieser Landschaft, die mit ihrem Zauber den Besucher innehalten lässt. Wie oft in der chinesischen traditionellen Musik wird in der Landschaftsbeschreibung die chinesische Bambusflöte eingesetzt, die Dizi. Diese ist traditionell nur von beschränktem Tonumfang, wurde aber weiterentwickelt, so dass heute mit ihr auch chromatische Melodien mit ihren Halbtöne gespielt werden können. Die Dizi klingt dabei wie eine Mischung aus
    einer westlichen Orchesterflöte und einer südamerikanischen Panflöte aus Schilfrohr. Sie wird als Querflöte gespielt und eignet sich wegen ihres äußerst weichen, ja zerbrechlichen Tons sehr gut, um Gefühle der Rührung auszudrücken.

    3 - Gesangssolo von Li Ya mit Orchester

    Frau Li Ya befindet sich derzeit in einem Post‐Graduierten‐Studium am
    Zentralkonservatorium in Peking. Sie gewann den ersten Preis für Gesang beim Musikwettbewerb der Provinz Shaanxi. Außerdem wurde sie „Beste Sängerin für chinesisches Gesangsrepertoire“ beim siebten China Art Festival des chinesischen Kulturministeriums.
    Als erstes Lied singt Frau Li Ya das Lied „Mein Bruder der Schäfer“ (Bearbeitung durch Ren Tongxiang). Dies ist ein Volkslied aus der Provinz Shaanxi. Darin verliebt sich die Tochter eines reichen Gutsherren in einen armen Saison‐Arbeiter. Sie liebt den armen Schäfer sehr und möchte ihn unbedingt heiraten. Die verliebte Dame wird durch die Gesangsweise sehr lebendig abgebildet, so dass die Zuhörer mit ihre empfinden können. Das Lied ist gehört zum Standardrepertoire in chinesischen Konzerten und ist in China sehr bekannt.
    Sie singt dann das Volkslied „Köstlicher Wein“ aus der Provinz Xinjiang. Xinjiang ist eine riesige Provinz mit unwirtlichem Klima im äußersten Westen Chinas, in dieser Provinz spielt die moslemische Kultur Chinas eine große Rolle, da hier die Uiguren – Chinas moslemische Minderheit – zu Hause sind. Die Musik ist lebendig und fröhlich, ganz nach der direkten Ausdrucksweise und Lebensfreude der uigurischen Bevölkerung.

    4 - Volkslieder aus dem Westen Chinas

    Es werden vier Volkslieder vorgestellt: „Lied eines Kutschers“, „An einem fernen Ort“, „Enthüllung des Schleiers“, „Tanz der Jugend“.
    Das „Lied eines Kutschers“ war in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts weltweit als chinesische Musik bekannt. Auch in China ist es sehr beliebt. Es beschreibt einen Kutscher, der hoch auf dem Bock seinen Dienst tut und nicht an die Sorgen der Welt denkt.
    „An einem fernen Ort“ wurde von Wang Luobing aufgeschrieben und bearbeitet. Wang Luobing hat insbesondere im Westen Chinas viele Volkslieder gesammelt und vor dem Vergessen bewahrt. Es beschreibt die Überwindung der Distanz durch das Gefühl sich nahe stehender Menschen, Sehnsucht und die Erwartung des Glücks bei einem Wiedersehen.
    Das Lied „Enthüllung des Schleiers“ bezieht sich auf moslemische Traditionen der Uiguren. Hierbei wird durch eine beschwingte, fröhliche Melodie das einfache Leben auf dem Land in seinen Traditionen beschrieben.
    Schließlich handelt es sich beim „Tanz der Jugend“ um ein Musikstück, das in seiner Kürze aber eine sehr würzige und „knackige“ Aufführung bietet. Es kommt aus der Xinjiang Provinz, der Heimat der Uiguren. Es zeigt die wilde, überschwängliche Freude an der Bewegung im Tanz, die den jungen Leuten eigen ist.

    5 - Suona Solo "Alle Voegel verehren den Phoenix"

    Die Suona als „chinesische Trompete“, allerdings mit einem Blatt als Ton‐Erzeugung, ähnlich wie bei einer europäischen Oboe. Das sehr bekannte Stück gehört in der Musikrubrik „Natur‐Realismus“ zu den Stücken, die in sehr direkter Weise die Geräusche der intakten, lebendigen Natur nachbilden, zum Beispiel die Laute der singenden Vögel. Viele regionale Merkmale sind hier verarbeitet, und das Ziel ist es, den Zuhörer in die Illusion zu versetzen, er befinde sich träumend inmitten einer unbelasteten, intakten Natur. Dieses Stück wird öfters bei Neujahrskonzerten in China gespielt und war auch schon öfter auf dem Programm des Großen Chinesischen Neujahrskonzertes.

    6 - Befehl der GenerAEle

    Traditionelle chinesische Orchester-Ouverture

    Aus historischer Zeit wurde eine Pipa‐Musik überliefert, die hier bearbeitet wurde. In dieser bearbeiteten Fassung dominieren chinesische Blasinstrumente und chinesische Schlaginstrumente die Musik. Streich‐ und Zupfinstrumente (Erhu, Pipa) stehen dabei dann
    heute im Hintergrund. Dargestellt werden sollen siegreiche Generäle, die vom Schlachtfeld nach erfolgreicher Schlacht zurückkehren. Hierbei schreitet die Musik in Wellen voran, die Instrumente verstärken ihren Klang, um dann wieder zurückzufallen und dann erneut anzuschwellen. Dies drückt die emotionale Aufwallung in der Freude über den Sieg aus.

    Pause

     

  • Orchester und Saengerin

    Der Zweite Teil

     

    7 - Der grosse Baum des Gelehrten

    Es gibt ein altes chinesisches Sprichwort: „Wenn du mich fragst, wo ich herkomme, so antworte ich dir: Vom Großen Baum des Gelehrten in Hongtong in der Shanxi Provinz“. Mit Hongtong ist ein alter Wallfahrtsort gemeint. Hier versinken die Pilger in Nachdenklichkeit
    über ihre eigene Herkunft und über ihre Vorfahren. In der Musik erkennt man die Reisenden, die sich als Abkömmlinge ihrer Ahnen verstehen.

    8 - Wolke UEber dem Regenbogen

    Guzheng-Solo mit Orchester-Begleitung

    In der Tang‐Dynastie gab es ein Gedicht von Li Bai über die Geliebte des Tang‐Kaisers Xuanzong, die schöne „Lady Yang“ Yang Guifei. In den Versen heißt es: „Wolken erinnern mich an ihre Kleider, Blumen erinnern mich an ihr Gesicht. Ich sehne mich nach meiner Geliebten, in dieser Welt ist nichts so wertvoll wie die Liebe.“ Dieser Stoff ist vielfach in der chinesischen Kunst verarbeitet worden, in Bildern, Versen, Opern, Musik. Dieses Stück drückt die tiefen Emotionen des Kaisers aus, wobei ein zartes musikalisches Thema, gespielt von der Guzheng, zu Herzen geht und den Zuhörer die tiefen Gefühle nachempfinden lässt.

    9 - Jasmin-Bluete

    Frauen haben in der östlichen Gesellschaft, obwohl formal untergeordnet, immer eine große Rolle gespielt. Sie waren immer Hausfrau, Mutter, Berater, Geliebte. Sie haben die Geschicke ganzer Reiche beeinflusst. Die Rolle der Frau in der Gesellschaft wird dabei oft mit einem blühenden Jasminbusch verglichen: Die weiße Farbe der Blüte als Zeichen der Reinheit, ihr süßer Geruch als Symbol der Weiblichkeit und Anmut. Das in China sehr bekannte Stück „Jasminblüte“ drückt aus, wie Frauen in der Gesellschaft mit Anmut, Sorgfalt und Beharrlichkeit nach Liebe, Glückseligkeit und Idealen streben und damit die gesamte Gesellschaft zum Guten führen.

    10 - Gesangssolo von Du Pengpeng mit Orchester

    Herr Du Peng singt drei Teile: „Das Mandarin‐Enten‐Paar“, „Der Große Gelbe Fluss“, und „Volkslieder aus dem Norden der Shannxi‐Provinz“.
    Herr Du Peng ist Erster Sänger am Cultural Arts Center in der Stadt Yan’an der Provinz Shaanxi und Inhaber vieler Gesangspreise.
    „Das Mandarin‐Enten‐Paar“ ist eine Metapher auf die Liebe der Männer in der Shaanxi‐Provinz zu ihren Frauen. Treue, Hingabe und Bindung kennzeichnen den leidenschaftlichen Zusammenhalt der liebenden Paare. Im Text des Liedes heißt es: „Ich werde deine Sorgen teilen und dich auch vermissen, wenn wir ganz nah sind.“
    Der „Große Gelbe Fluss“ ist einer der drei großen Flüsse Chinas und hat besondere Bedeutung wegen seiner durch den gelben Lehm hervorgerufenen Farbe, die beim Überschwemmen die Ufer befruchtet. Viele Geschichten ranken sich um den Gelben Fluss, der eine Art nationaler Grundpfeiler chinesischer Kultur ist. Er fließt auch durch die
    Shaanxi‐Provinz mit vielen mäandernden Biegungen und Wendungen. Das Lied beschreibt diesen verschlungenen Kurs des Flusses, die vielen Boote auf seinem Wasser und die vielen Steuermänner, die diese Boote hin‐ und herfahren.
    Die „Volkslieder aus dem Norden der Shaanxi Provinz“ folgen einer bestimmten lokalen Kulturform, die als Xin Tian You bezeichnet wird. Hierbei werden vorwiegend tiefe Gefühle mit sonorer Stimme ausgedrückt. Die Bevölkerung des hoch gelegenden Löss‐Plateaus im
    Norden Shaanxis sind sehr lebensfroh, sie lieben ihre Heimat über alles. Ihre Frauen sind anmutig und schön anzuschauen. Sie sprechen auch einen wohlklingenden Dialekt, in dem diese Lieder vorgetragen werden.

    11 - Die Seidenstrasse

    Die Seidenstraße gilt im Westen als Synonym für den historischen Zugang nach China. Jedoch gibt es „die“ Seidenstraße eigentlich gar nicht, denn es gab auch historisch mehrere Handelswege nach China und durch die Wüste Gobi.
    Andererseits repräsentiert die Seidenstraße auch das Zusammentreffen vieler sich fremder Kulturen. In diesem von einem modernen Komponisten Jiang Ying geschaffenen Werk werden die traditionellen chinesischen Instrumente in ihren spezifischen Klangfarben vorgestellt, und dabei werden aus fremden Kulturen Musikelemente verarbeitet, um das Zusammentreffen der Kulturen zu unterstreichen. Wenn man genau hinhört, kann man Flamenco, Tango und Stepptanz erkennen und gleichzeitig die Eigenart der chinesischen
    Klänge darin wiederfinden. Ein außerordentlich gelungenes Werk chinesischer Musikkunst.

    Zugaben

    Das Orchester, wie jede Künstlertruppe, lässt sich gerne zu Zugaben auffordern. Dies wird auch bei diesem Konzert nicht anders sein. Die Zugaben sind einige kurze Stücke aus dem typisch chinesischen Repertoire. Darunter ist in der Regel auch ein Stück, meistens als zweite Zugabe, das ein bearbeitetes deutsches Volkslied ist. Dies soll den Zuhörern den Klang einer vertrauten Melodie in neuer Gestalt näherbringen und so in Vereinigung mit dem Klang chinesischer Instrumente und mit chinesischer Bearbeitung, die diesen Instrumentenklang besonders betont, den emotionalen Charakter der chinesischen Musik um so deutlicher werden lassen. Freuen Sie sich darauf, das Stück zu erkennen.

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